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Kirchenburg Tartlau - UNESCO-Welterbestätte seit 1999

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Was ist eine Kirchenburg?

Nicht-Siebenbürger sind bei dem Wort "Kirchenburg" manchmal etwas überrascht, da es keines der Worte ist, das im "ur-deutschen" Sprachraum im Zusammenhang mit Burgen und Schlössern verwendet wird. Dies liegt wohl daran, dass Kirchenburgen eine siebenbürgische Eigenheit sind.

Ostansicht der Tartlauer Kirchenburg. Foto: Archiv Orendi.

Am Anfang der Siedlungszeit der Siebenbürger Sachsen standen die Kirchen, die sich - so die architektonischen Befunde - in dem unruhigen Grenzland über die Zeit zu Wehrkirchen entwickelten.

Ursprünglich hatte es - wie in Deutschland zur Zeit der Ungarneinfälle - auch in Siebenbürgen Fluchtburgen in der Nähe der Siedlungen gegeben. Sie erwiesen sich wegen der kurzen Vorwarnzeit bei Überfällen feindlicher Reiterhorden hierzulande jedoch als untauglich.

Den Charakter von Kirchenburgen erhielten die Kirchen ab dem 15. Jahrhundert unter dem Druck der Türkeneinfälle. Dabei wurden Ringmauern um die Kirchen gebaut oder - dort, wo schon vorhanden - erhöht oder verdoppelt, in vielen Fällen wurden auch Wassergräben gezogen. Es wurden wuchtige Türme an/auf die Kirchen gesetzt, Wehrgänge eingerichtet und alles mit Schießscharten und Pechnasen versehen.

Die Siebenbürger Sachsen betrachten diese Bauwerke als Symbol ihrer Gemeinschaft und ihrer völkisch-kirchlichen Identität, als Zeugnisse ihres jahrhundertelangen Behauptungswillens gegen die Widrigkeiten des ihnen auferlegten Schicksals. Die Worte Luthers "Eine feste Burg ist unser Gott" wurden hier wörtlich genommen und die Gotteshäuser zu wahren Schutzburgen ausgebaut.

Die Kirchenburg in Tartlau legt ein beachtliches Zeugnis hiervon ab!


Autor: Gottfried D. Orendi

Erstellt: 3. Oktober 2009 - 19:22. Geändert: 21. Februar 2010 - 17:23.